Verlag der 9 Reiche — Lyrik Edition NEUN — Literatur im Quadrat — Grafik — Vorzugsausgaben
Dienstag, 4. März 2025
Montags-Text auf Signaturen: "Ukrainische Gebete" von Steffen Marciniak
Mittwoch, 18. Dezember 2024
19.12.24 Teltower Salon und Kunstausstellung Petrus Akkordeon
Kunstausstellung mit Petrus Akkordeon im Reha- Zentrum Seehof
und Lesung von ihm und Steffen Marciniak am 19.12.24
Ab 13. November ist im Atrium des Reha-Zentrums Seehof die Ausstellung „Als die Rehe den Wald erkannten“ des Berliner Künstlers, Illustrators und Lyrikers Petrus Akkordeon zu sehen.
Im Rehazentrum Seehof zeigt der Künstler Petrus Akkordeon Linolschnitte und Originalzeichnungen, die zum größten Teil für diese Ausstellung entstanden sind. Wie immer geht es in seinen Bildern um Tiere und Menschen und Menschen und Tiere.
Akkordéon wuchs in Berlin-Steglitz als Sohn eines ehemaligen französischen Fremdenlegionärs auf, der im Algerienkrieg gekämpft hatte und als Alliierter nach West-Berlin gekommen war. Das Pseudonym Pètrus Akkordéon wählte er, nachdem er in Sergej Eisensteins Film Panzerkreuzer Potemkin einen Akkordeon spielenden Matrosen gesehen hatte. Akkordeon studierte Kunst, nachdem er andere Studiengänge (Philosophie, Psychologie, Religionswissenschaften) abgebrochen hatte. Er begann eine Ausbildung zum Altenpfleger. Akkordeon lebt in Lichterfelde. Er arbeitet im Spannungsfeld der Tier-Mensch-Beziehungen, die in zahlreichen Ausstellungen und Buchveröffentlichungen dokumentiert wurden. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Arbeit liegt aber auch im Versuch der direkten Vermittlung von Poesie. So entstehen nicht nur konventionelle Bücher, sondern Akkordéon liest seine Texte auch in anrufbaren Telefonzellen oder hinterlässt gezielt Umschläge mit seinen Zeichnungen und Gedichten im Berliner Stadtraum, die von Passanten gefunden und betrachtet werden sollen. Auf einer Verkehrsinsel in seiner Nachbarschaft betrieb Akkordeon Guerilla-Gardening. In Zusammenarbeit mit anderen Künstlern (Georg Kakelbeck, Thomas Klingberg, Britta Clausnitzer, F. W. Bernstein u.a.) entstanden zahlreiche Gemeinschaftsarbeiten. Akkordéon illustrierte zahlreiche Bücher in verschiedenen Techniken, u.a. im Linolschnitt.Zur Lesung am 10.12. lesen die Autoren Petrus Akkordeon und Steffen Marciniak aus ihren Gedichtbänden "Pegasusreiter" und "Prinzenverstecke".
Mittwoch, 30. Oktober 2024
Dienstag, 22. Oktober 2024
Sonntag, 28. Juli 2024
Ein Dank des ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov
Link zum Komponisten:
Freitag, 19. Januar 2024
Rezension "Prinzenverstecke" (S. Marciniak) bei Signaturen-Magazin
Nicht Edelweiß noch Miere weisen den Weg
Zu einem arkadisch durchflößten Leben ⋅ für mich
Und dich ⋅ bis dann Basaltgesteine anheben:
Zu einer Steinblume ⋅ die ein Geländer bildet
Um neunundneunzig Stufen zu einer Pforte
Hinter der ich deine geheime Insel vermute.
(Steinblume)

Ich schreite voran und schreie nach dem SinnDieser schroffen Wüste voll rauer SedimenteDoch ich finde den See mit den rosa Flamingos.
(Salzblume)
Über dem Obelisken ⋅ der an den Himmel reichtAhne ich die Blitze aus Glanz der vier ThronengelMichael ⋅ Uriel ⋅ Gabriel ⋅ Raphael. Am WeltentischLenken sie meinen Blick in vier Sonnenrichtungen:
Afrika im Süden ⋅ am Nil ⋅ gehüllt in Vergangenheit
Der ersten Menschen ⋅ die hier aufgetaucht sind.
Wer vermutete hier den Quell des Entstehens?
Im Klingen erwacht aus dem Schlafe die Nacht ⋅
Die Mondlibellensichel leuchtet den Flügelwesen
Ihren Weg. Wie Glühwürmchen im Pizzicatoschritt
Finden elfische Gäste sich zur Mittsommernacht ein.
Siebenmal blitzt im Regenbogen der Harfenhall,
Die Schar der Geigen schiebt Nässewolken fort
Und letzte Tropfen malen den Farbenkreis.
Traurigkeit schmelzt [sic!] meine Kraft ⋅ wenn andereSpotten ⋅ weil ich süße Worte dir widme ⋅ wieAuch den Engeln oder Epheben – Da trittst duAuf meine Schwelle und lockst mich ins Freie.
Ein Gebet den Verteidigern ⋅ denen mit jedem RufDer Geige ⋅ eine Blume aus der Heimaterde wächst ⋅Mit weißen Blüten aus Schmerz. Über Dornen wehtDer Wind zum Traum ⋅ einer Rückkehr in die Freiheit.
Dienstag, 5. Dezember 2023
Nikolausangebot vom 06.-09.12.2023
Mittwoch, 1. November 2023
Zugetextet.com - Rezension für Steffen Marciniak
Poetische Potenzen
Schon im ersten Teil, der sich vordergründig um existente und
phantasierte Blumen dreht, ist die Zahl 9 als Sinnbild der
Vollkommenheit formal betrachtet von Bedeutung. Die Gedichte bestehen
aus drei Strophen zu je drei Versen, durchtränkt von Binnenreimen und
Alliterationen. Und diese Verse haben es in sich. Oft werden hier
scheinbare Gewissheiten konterkariert, wenn das Übernatürliche ins Bild
gerät, so etwa im Gedicht „Feuerblume“. Dort „gleitet“ die Lava
„langsam“ den „erschöpften Berg“ hinab. Auf der zweiten Sinnebene wird
deutlich, dass es sich an vielen Stellen im ersten Zyklus um
erotisierende Gesten handelt. Allerdings bleibt es bei einem einseitigen
unterwürfigen Versuch, mit dem lyrischen Du Kontakt aufzunehmen bzw. es
aus seinen Verstecken zu locken. Erst im letzten Vers des
ersten Zyklus kommt es zur Verschmelzung des lyrischen Ich mit dem
lyrischen Du („Wir umfangen uns beide“).
Eine ähnliche Verletzung scheinbarer Sicherheit findet sich im Gedicht „Meeresblume“. Hier umschäumt Gischt „die Grotten der Götter“, und zwar in den „abgründigen Meerestiefen“. Neben der gehobenen Sprache („Demanten“, „entschwunden“) weiß Marciniak mit Neologismen wie „cirruskraus“ (aus „Wolkenblume“) zu überraschen. Obendrein sollte die expressionistische Emphase („Ein Sturm rollt“) nicht unerwähnt bleiben, die zwischen den Versen hindurchschimmert, wenngleich sie vom Wesen her eine Generation früher zu verorten sind und an Stefan Georges Kreis erinnern. Obwohl sich Parallelen zu George nicht von der Hand weisen lassen (wie ein Verweis im Gedicht „Acht Winde“ suggeriert), sind es Marciniaks Einschübe, die diesen Versen eine Eigenständigkeit zugestehen.
Auch im zweiten Zyklus, in den „Ziffermythen“, wie der Name es bereits vermuten lässt, geht es um Zahlen, allerdings inkrementell. Während die ersten Verse sich um die biblische Schöpfungsgeschichte drehen, verlagert sich das Setting im zweiten in die griechische Mythologie. Passenderweise weist das Dioskuren-Gedicht als einziges in diesem Zyklus keine Strophen auf („nie mehr getrennt“). Es folgen weitere bildstarke, sinnliche Gedichte, in denen Marciniak es schafft, seine Verse zum Leuchten zu bringen, die auch synästhetische Untermalungen finden. Insbesondere „Drei Orangen“ fällt hier positiv ins Gewicht. Je mehr Zahlen in Spiel kommen, desto offener gestaltet sich die darin beschriebene Welt („Wir Elemente verschmelzen im Universum“). Trotz aller Weitläufigkeit und unterschiedlichster Mythologien, die das Rückgrat dieser Gedichte bilden, taucht ein Motiv wiederholt gedichtübergreifend auf: die Einsamkeit des Betrachters.
Im dritten und letzten Zyklus geht es in den hohen Norden und in den Sonnenuntergang. Auffällig ist hier, dass den Gedichten eigene QR-Codes beigegeben sind. Diese wiederum führen zu verschiedenen Symphonien, die die Musikalität („Nordlauschen“) der Verse nochmals unterstreichen. Waren die Gedichte im ersten Zyklus voll Hoffnung, im zweiten teilweise hymnisch, ist der Grundton im letzten Zyklus elegisch, ja geradezu vergiftet morbid. Es sind unwirkliche Schauplätze, in denen man die Verwesung regelrecht riechen kann: „In das faulige Seegrashaar der Hexe Kalma.“ Im letzten Gedicht des Zyklus verlässt Marciniak den traumwandlerischen, mythologischen Pfad der Winterländer und findet sich mit „Ukrainische Gebete“ auf dem tagesaktuellen, politischen Schlachtfeld wieder. So schließt sich der Kreis, denn Gebete sollen vor allem zweierlei: nicht auf taube Ohren stoßen und die Hoffnung (des Anfangs) vervielfachen. Und das sei auch dem Autor dieses bemerkenswerten Gedichtbandes gewünscht.
Steffen Marciniak: Prinzenverstecke, Gedichte, Verlag der 9 Reiche, Berlin 2023, ISBN 978-3-948999-09-4, 32 Seiten, 125×190 mm, Fadenbindung, illustrierte, nummerierte und signierte Ausgabe. Euro 9,00.Montag, 31. Oktober 2022
Steffen Marciniak und Christian Dörr in der Lyrik-Edition NEUN
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