Verlag der 9 Reiche — Lyrik Edition NEUN — Literatur im Quadrat — Grafik — Vorzugsausgaben

„Wisse, daß jedwede Zahl nichts anderes ist als 9 oder ein Vielfaches davon, zuzüglich eines Darüberhinausgehenden. Wer das Darüberhinausgehende und den Multiplikator von Neun kennt, der kennt das Wesen und die Zahl in jeder Beziehung.“ --- Ibn Sina (lat. Avicenna, persischer Philosoph, Dichter, Arzt, Astronom, Alchemist, 980-1037)
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Freitag, 24. Januar 2025

"Thomas Böhme in Bestform" - CRAUSS

 

Der Dichter CRAUSS las Thomas Böhmes "Orpheussplitter":

Thomas Böhme ist in Bestform! Mit "Orpheussplitter" aktualisiert er die Antike. Die Poeme über Roms Heroen und Hurensöhne strotzen vor Sinnlichkeit und zarter Tragik. Aber während wir die unaufdringliche Eleganz der Verse trinken, dräut bereits die Gegenwart: Die Sterne tragen wieder Kriegsbemalung.

 



 

Samstag, 21. Dezember 2024

Rezenzion zu Thomas Böhme´s "Orpheussplitter" in der Leipziger Zeitung

 

Orpheussplitter: Die Hybris der Welt in einem neuen Gedichtband von Thomas Böhme

 Rezension in "Leipziger Zeitung"

 von Ralf Julke

Eigentlich war alles schon einmal da. Und zumindest die Männer in ihren Posen der Macht haben ganz offensichtlich seit 2.000 Jahren nichts hinzugelernt. Sie spielen noch immer die alten Spiele aus Stolz und Eitelkeit und Rache. Und zerstören dabei die Welt. Die antiken Dichtungen, auf die Thomas Böhme zurückgreift, geben davon ein beredtes Zeugnis.

Und zwar egal, ob die letztlich sinnlosen Metzeleien in Homers „Illias“ oder die Gesänge des Orpheus, der die Argonauten dereinst auf der Reise zum Goldenen Vlies begleitet haben soll. Und auch wenn das alles mythisch und sagenhaft ist, erzählt es eben doch von den Erfahrungen der alten Griechen mit den „Heldentaten“ ihrer Zeitgenossen, die keine Skrupel kannten, mit Feuer und Schwert über die Fremden herzufallen. Wer die Mythen durchkämmt, findet das Unbehagen über die blutigen Taten der Kriegsanstifter.
 
Die – wenn man genau hinschaut – genauso tickten wie die Kriegsherren der Gegenwart. „Die Sterne tragen wieder Kriegsbemalung“, schreibt der Leipziger Dichter Thomas Böhme in seinem Gedicht „Unsichere Zeichen“. „Der Wind treibt finstre Fahnen vor sich her / und Schiffe irren ohne Kurs durchs Nebelmeer.“

Es ist ein Gedicht, das nicht bei den offensichtlichen Kriegsinszenierungen stehen bleibt, sondern dahinter schaut. Mit dem Blick des Sängers, der – wie Orpheus – gelernt hat, dass in einer Welt der Menschen alles mit allem zusammenhängt. Da rüsten die Krieger eben nicht einfach so ihre Flotten. Denn Kriege sind eben auch ein Ergebnis verwilderter Debatten, zunehmenden Lärms,von  Kaffeesatzleserei und schrillen Klagegesängen der Leute an den Börsen. Wer eine Welt dem irren Treiben blinder Gier überlässt, bekommt ein Zeitalter voller Katastrophen und scheinbar „alternativloser“ Entscheidungen. Es sind die Alternativlosigkeiten, die in Exzess und Eskalation treiben. Und die Friedlichen schauen zu und sind entsetzt.

Zwischen den Kriegen

Und sie werden, wie Thomas Böhme, das Gefühl nicht los, dass wir nun doch wieder „zwischen den Kriegen“ leben, in denen das Leben scheinbar ganz friedlich seinen Gang geht. „Die Zahl der Radfahrer hat sich vervielfacht / Die Sonne leckt an den frischen Fassaden …“ Manchmal darf man ja auch mit Böhme staunen, wieviel Poesie in einem ganz gewöhnlichen (friedlichen) Alltag steckt. Als hielten die Menschen so viel Poesie nicht aus. Wehrlos denen gegenüber, die immer nur zu gern bereit sind, die große Keule rauszuholen und dreinzuschlagen. Mit Gewalt zu drohen. In der antiken Mythenwelt mit dem Gott Mars assoziiert. Im Gedicht „Mars starrt zum Fenster herein“ taucht er auf, starrt direkt auf den unordentlichen Arbeitstisch des Dichters.

Der seine griechischen Götter nur zu gut kennt. Mars ist kein rationaler Gottt: „Aber noch starrt er nur / aus blutunterlaufenen Augen / und ohne ein Wort zu begeifen.“

Ein paar Worte an der richtigen Stelle – und das Unfassbare an lärmender Gegenwart wird greifbar. Oder besser gesagt: sagbar. Greifbar schon deshalb nicht, weil die Gewalttätigen und Kriegsstifter in Nebeln reden, falsche Parolen verbreiten, Dunkelheit schüren und Bosheit und blinden Hass. Sie können nicht anders. Seit altersher nicht. Alexander und Hadrian tauchen auf – ein blutvergießender Kaiser, der sich für Gott hält, und ein Eroberer, der in seinen Eroberungen scheitert. Da ist nichts Großes. Am Ende sind auch die Übermächtigen nur sterbliche Gestalten und einsam. All ihr Sterben bestenfalls Stoff für Sänger und Historiker, die tatsächlich nur zu gern glauben, mutwillige Männer veränderten die Welt. Obwohl sie nur Fabeln boten, blutige Schlagzeilen.

Während andere dafür sorgten, dass die Getreideschiffe aus Ägypten pünktlich kamen und das reiche Rom seinen Traum von Außergewöhnlichkeit träumen konnte. Und dann Jahrhunderte hinsiechte. „Die eine gewonnene Schlacht wiegt / die dreizehn verlorenen nicht auf“, heißt es in „Roms langes Sterben”. Nur um den Ruhmgesang des Siegers gleich wieder zu entlarven: „Doch ein Sieg taugt für sieben Säulen / Die Leiche des Kindkaisers treibt den Tiber hinab.“


Freitag, 30. August 2024

Signaturen-Magazin: Thomas Böhme mit dem Gedicht der Woche

Thomas Böhme´s wunderbares Gedicht "Von Wasserschlössern" aus seinem Band "Orpheussplitter" in der Lyrik-Edition NEUN (Bd. 33) ist Gedicht der Woche beim Signaturen-Magazin . Ich hoffe es lockt an, um auch noch mehr von ihm zu lesen.

 Link zum Signaturen - Magazin:

SIGNATUREN - Thomas Böhme: Gedicht der Woche 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Thomas Böhme

Von Wasserschlössern


Eingedunkelt sind die Bilder der Wasserschlösser
ihre Spieglungen wie auf Goldgrund getuscht.
Ach, könnten wir doch für immer da leben!

Wir teilten unsere Tage mit dem Schierling, den blauen Libellen.
An verschwiegenen Teichen säßen wir bei den Seerosenblättern
bis im Morgenlicht eine erste Blüte sich öffnet.

Umzingelt von Wesen, von Nibelungengezücht
wären wir bar jeder Sorge, denn es schützte uns ja
ein Zauber aus Spinnenfäden & Feenhaar.

Wohl spürten wir ihr Verlangen, ihren fauligen Atem.
Aber die Brücken sind morsch, auch fehlte es nicht
an Fußangeln & implodierenden Schwänen.

In den Hallen unter den strengen Blicken der Ahnen
lustwandelten wir zu den Serenaden der Frösche.
Wir erstiegen die Türme, schauten weit übers Land.

Und falls sich ein kecker Narziß vor die Tore verirrte
ließen wir ihn passieren
schenkten ihm reinen Wein ein
bis die Zeit von ihm abfiele
die er hier nicht mehr braucht.


Montag, 8. Juli 2024

Walter-Bauer-Preis an Thomas Böhme

 
Für sein umfangreiches literarisches Werk im Sinne von Freiheit, Selbständigkeit und Ungebundensein wird unser Autor (Lyrik-Edition, Band 33) Thomas Böhme mit dem Walter-Bauer-Preis ausgezeichnet. In früheren Jahren wurden mit diesem Preis u.a. Wulf Kirsten, Wilhelm Bartsch, Wolfgang Hilbig, Eva Strittmatter und Thomas Kunst ausgezeichnet.

Der Walter-Bauer-Preis ist ein Literaturpreis der entsprechend der „Vereinbarung der Städte Merseburg und Leuna über die gemeinsame Verleihung des Walter-Bauer-Preises und eines Walter-Bauer-Stipendiums“ vom 15. Juli 2005 alle zwei Jahre verliehen wird. Der Preis erinnert an den in Merseburg geborenen Schriftsteller Walter Bauer.

In der Präambel der Satzung zur Verleihung des Walter-Bauer-Preises heißt es: „Sein umfangreiches Gesamtwerk drückt sein unbändiges Verlangen nach Freiheit, Selbständigkeit und Ungebundensein aus. Durch seine Botschaft der Menschlichkeit und sein Bekenntnis zum europäischen Geist zählt Walter Bauer zu den namhaften Autoren des 20. Jahrhunderts.“

Preisträger wurden und werden Persönlichkeiten, die im Sinne Walter Bauers literarisch wirken.

 

 
T. Böhme (Linol:Steffen Büchner)

 

 

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