Ein paar Bilder vom 13. Lausitzer Lyrikfestival. Mit dabei vier Verlagsautoren:
Ingo Cesaro, Steffen Marciniak, Michael Georg Bregel und Mary Jo Fakitsa mit Leseente Papi und Salamander Bobo.
Ein paar Bilder vom 13. Lausitzer Lyrikfestival. Mit dabei vier Verlagsautoren:
Ingo Cesaro, Steffen Marciniak, Michael Georg Bregel und Mary Jo Fakitsa mit Leseente Papi und Salamander Bobo.
Noch finsterer als im Keller der zweiten Liga geht es in den Gedichten des Berliner Lyrikers Michael Georg Bregel zu. Ungeschützt ist das Individuum der Nacht ausgesetzt: "ich bin nackt / es ist dunkel" endet eine knappe Meditation über die Grenzen sinnlicher Wahrnehmung. Da wundert die Bitte, "das lösegeld / nicht / zu zahlen", wenn "der schlaf kommt / mich überwältigt / bewusstlos schlägt" nicht. Aber der Morgen, falls er denn kommt, macht es auch nicht besser. Denn ein "noch tieferes / nichts wartet" hinter dem "schwarz / der nacht", und "es ist schneller / als ein morgen". Bregel beherrscht den kunstvollen Umgang mit Worten im Dienste der Dunkelheit. Und ich lese sie im grellen Licht meiner Werkstatt, wo Neonröhren knistern und unvollendete Flugmodelle auf ihre Tragflächen warten. So lässt sich die eigene Existenz wunderbar auf das Wesentliche reduzieren.
Wir werden ganz kurzfristig auf dem Berliner Bücherfest auf dem Bebelplatz inmitten Berlins dabei sein. Der Platz liegt im historischen Zentrum: zwischen Humboldt-Universität, Staatsoper Unter den Linden, Sankt Hedwigs-Kathedrale, Hotel de Rome, Alter (Königlicher) Bibliothek, Altem Palais und Kronprinzessinnenpalais.
13 Uhr: Michael Georg Bregel
14 Uhr: Steffen Marciniak
15 Uhr: T.G. Vömel
16 Uhr: Petrus Akkordeon
17 Uhr: Ulrich Grasnick
18 Uhr: Giorgis Fotopoulos
Sonntag, 29.6.:
13 Uhr: Martin A. Völker
14 Uhr: Reiner Narr
15 Uhr: Gabriel Wolkenfeld
18 Uhr: Mary Jo Fakitsa
link: literaturblatt.ch
Da rüttelt es manchmal ganz ordentlich an den Fensterläden, wenn Winterstürme übers Land ziehen, wenn nachts Geräusche ums Haus zu hören sind, die glauben machen, es lasse jemand seinen Zorn übers Land, wehre sich mit allen Mitteln, dass das alte Jahr zur Neige geht, man sich dem Neuen zuwendet in der Zeitenwende.
Raunächte feiert man nicht, sie geschehen. Ich erinnere mich an eisig kalte Winterstürme am See, die Büsche und Gräser in Wassernähe in durchscheinende Geistwesen verwandelten, Geister, die die Haut peitschten und das Atmen schwer machten.
Dass aber genau diese Zeit zu einem Spaziergang einladen kann, dafür sorgt der Gedichtband „Raunacht“ von Michael Georg Bregel mit Grafiken von Steffen Büchner. Ein Spaziergang hinein ins Land. Zwiegespräche mit sich selbst, der Landschaft, dem Himmel, dem Boden, den man nie verlässt. Zwiegespräche mit den Bildern, die man mit sich trägt.
![]() |
Steffen Büchner: Eine Monotypie in "Raunacht" |
abends gehe ich aufs feld
knie nieder lege mich
in die furche drücke
mein gesicht in die
schwarze erde
abends gehe ich aufs feld
krümme bücke mich
hebe ein korn auf frage
bist du die saat von morgen
oder die hoffnung von gestern
abends gehe ich aufs feld
pflüge ziehe mein
drittes bein hinter mir her
pflanze meine schritte
als ernte für den wind
Gedichte, die sich manchmal wie Liedtexte lesen, die
mit lautem Lesen Farbe bekommen. Unspektakuläre Empfindungen,
Gewöhnliches, das durch Sprache aus dem Grau des Alltäglichen gehoben
wird. Texte, die sich wie warme Decken über mich legen, genau das, was
ich in Raunächten herbeisehne. Betrachtungen in den Abend, in die Nacht
hinein, die sich beinah wie Gebete lesen.
Ein Spaziergang durch eine
Nacht bis ins Dämmern des Morgens hinein. Bis man wieder in die warme
Stube zurückkehrt und das Erlebte, die Geschichten zu „Buchstabenstaub“
zerfallen, all die geisterhaften Gesichter, die einem im Halbdunkel
zweifeln lassen.
rot und roh und weit
weit weg wie deine wärme
vor der langen nacht
vergeblich versucht
irgendetwas zu fühlen
die finger verbrannt
licht in den augen
die sonne steht tief es ist
dunkler als du denkst
„Raunacht“ ist genau das Richtige für die Tasche im Mantel über dem Herz. Für die Wege, die im Licht für Augenblicke Zeit lassen, sich durch Sprache verführen zu lassen.
„Raunacht“ ist Band 36 einer ehrgeizigen Reihe in der Lyrik Edition NEUN. Von jedem dieser Bände erscheint neben der offiziellen eine auf 9 Bücher limitierte, nummerierte und signierte Hardcover-Ausgabe, der ein signierter Original-Linolschnitt von Steffen Büchner beiliegt. Diese Ausgaben kosten 33 Euro und sind nur über den Verlag zu beziehen.
![]() |
Steffen Büchner: Eine Monotypie in "Raunacht" |
Link zu Literaturoutdoors:
Der vielseitige Autor beherrscht Form und Rhythmus perfekt, kein Wort zu wenig oder zu viel, der Gedanke, die Wahrnehmung, die Aussage finden spielerisch leicht zueinander und so ist ein Lyrikerlebnis bestens angerichtet. Eine Reise kann beginnen und die führt in der „Raunacht“ überallhin –
ich sage dich
ich sage dir
ich dachte es
sei ein bild
sei ein bald
aus blauem blut
aus altem ach
ein tümpel
ein teich
aus mondlicht
ich brauche füße
ich tauche füße
hinein ich
vertage mich
Literarisches Double Feature mit Marco Kerler am 07.11. und 08.11.2025 im Bücherpunkt Blaubeuren Samstag, der 8.11.25 ist sein Lyrik-Tag,...