von Michael Eschmann:
Florian Birnmeyer hat einen kleinen Gedichtband "Storchenstolz" im Verlag & Antiquariat der 9 Reiche von Steffen Marciniak
veröffentlicht. Daraus entnommen habe ich das Gedicht "Paris" - ein
Text der formal von mir als "Experimental-Gedicht" (Verzeih' mir
Florian) und inhaltlich als Jubelschrei bezeichnet wird. Beides gefällt
mir gut, wenn es mich überzeugen kann. Und hier hat es mich überzeugt.
*** Zunächst: Eine Aufzählung von all dem, was Paris ist. Das alles
erinnert an ein lyrisches "Evocatio" (Herbei- oder Ausrufen) - das gab
es wirklich in der römischen Antike, wenn entlassene Legionäre die
lokalen Götter ausgerufenen haben. *** Hier ruft Florian die Gottheit
der Stadt Paris in all ihrer Ambivalenz von Illusion und Desillusion
aus. Und der Leser spürt die Empathie für diese Weltmetropole, die
Ernest Hemingway einst "Ein Fest fürs Leben" nannte. *** Ganz am Schluß
steht das kleine Wörtchen "so" - es erinnert an die verkürzte Form von
"so sei es" (Amen) in der christlichen Liturgie. *** Wem all das
irgendwie zu "spinnert" ist, sei an den österreichischen Lyriker Ernst
Jandl (1925-2000) erinnert, dessen 100. Geburtstag gerade dieser Tage
wieder euphorisch gefeiert wurde. *** Und der hatte noch ganz andere
verrückte Sachen wie Florian Birnmeyer gemacht.