von Michael Eschmann:
Dorothee Krämer hat im Verlag & Antiquariat der 9 Reiche von Steffen Marciniak
einen Gedichtband mit dem Titel "Libellenabend" veröffentlicht. Daraus
stammte das heutige Gedicht "Auf den Gleisen". *** Streng genommen ist
der Titel kein wirklicher Titel, sondern ein Teil der ersten Zeile, so
daß wir nun lesen (sollen): "Auf den Gleisen des Tages bin ich in die
Sprachlosigkeit eingewandert".
Ein lyrisches Ich
erzählt davon. Aber nicht wie es dazu kam, sondern in einer Art von
aktueller Selbstbeobachtung erfolgt die kurze Beschreibung eines
Ist-Zustandes eines Menschen (Künstlerin?) bezüglich der eigenen
Sprache. *** Und hier muß aufgepasst werden, denn "Sprachlosigkeit" kann
einiges bedeuten. "Es fehlen mir die Worte" ist eine Redewendung des
Volksmundes und eine weitere meint nur "Dazu fällt mir nichts mehr ein" -
und beide Redewendungen können auch eine emotionale Ratlosigkeit
verknüpft mit einer (verbalen) Sprachlosigkeit meinen. *** Im Gedicht
gibt es den Hinweis, dass das lyrische Ich zum Leser spricht: "meine
Wörter haben sich in der Vergangenheit verlaufen". *** Das heißt,
irgendetwas ist passiert, warum die Sprache verloren ging. Wir erfahren
aber nicht was. *** In diesem Gedicht lenkt Dorothee Krämer gekonnt die
Aufmerksamkeit des Lesers auf den momentanen "Jetzt-Zustand" des
lyrischen Ichs. *** Und auch das nur kurz angedeutet, indem vergangene
Worte "ohne den Himmel anzusehen durch Abgründe gehen" müssen.
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