Lyrik Edition NEUN

Lyrik Edition NEUN

LiQ 01: Wolfgang Fehse: Moritaten und andere Gesänge

Wolfgang Fehse:

Moritaten und andere Gesänge

"War das nun des Lebens Süße/ oder ist's des Lebens Schmerz?"

 
Mit teils farbigen Illustrationen von Eva-Maria Nerling

Vorwort von Steffen Marciniak:

Cover: Eva-Maria Nerling

Moritaten, eine volkstümliche Form des Erzählliedes, — Schauerballaden, Bänkelsang von Mord- und Gräueltaten, welche drei Jahrhunderte bis ins frühe 20. Jahrhundert dargeboten wurden —, sind heute kaum noch präsent. Sie waren zugleich Nachrichtenübertragungen, orientierten sich an wahren Ereignissen, literarisch ausgeschmückt, auf Jahrmärkten vorgetragen, auf öffentlichen Straßen und Plätzen, häufig begleitet von Drehorgel, Harfe oder Violine. 

Um die Dramatik zu erhöhen, wurden Bilder auf Leinwänden oder Moritatentafeln präsentiert, auf die mit einem langen Stock gezeigt wurde. Als Moritatensänger aus den Stadtbildern längst verschwunden waren, schrieb Bertolt Brecht seine Dreigroschenoper und hob mit der Moritat von Mackie Messer, durch Kurt Weill mit seiner Leierkastenmusik begleitet, den schaurigen Bänkelsang noch einmal aus der Versenkung. 

Nun ist die Moritat als Mittel von Nachrichten oder Unterhaltung den modernen Medien gewichen. Goethes Schwager Christian Vulpius stellte mit dem Erfolg seines "Rinaldo Rinaldini" selbst den Dichterfürsten in den Schatten. In der Zeit von überall verfügbaren Informationen kann man sich kaum vorstellen, wie eine Räuber-Moritat einst die Gemüter bewegte. 

Heute lesen wir Wolfgang Fehse, hören seinen skurrillen Witz mit Lust, dem man sich nicht entziehen kann. Er verführt, seine Strophen mitzusingen; mit starker Leidenschaft, ohne je zynisch zu werden, regt er das Wiederentdecken des Bänkelsangs an, versetzt uns dabei ganz modern in die heutige Zeit, die, an Chaos kaum zu überbieten, ohne einen solchen Humor kaum noch zu ertragen ist. Kongenial, wie zu alten Zeiten, verweisen die Illustrationen von Eva-Maria Nerling auf die althergebrachte Symbiose aus Text, Musik und Bild.


36 Seiten, 180 x 180 mm, 
Hardcover, Fadenbindung 
15 Euro
 
ISBN: 978-3-948999-93-3
 
 
Der kleine Engel schwebt über Hagen
 
 
Der kleine Engel schwebt über Hagen

Wird herabgefleht, zur Kirche getragen

Verehrt und gezügelt

Begehrt und geprügelt

Und glöckchenklingelnd ans Kreuz geschlagen.

 
(Wolfgang Fehse)
 
Illustration: Eva-Maria Nerling
 
 

 Inhaltsverzeichnis:

 
 
 
 

BIOGRAPHIEN

 

WOLFGANG FEHSE

 

 Geb. 1942 in Nürnberg, lebt in Berlin. Graduierter Sozialpädagoge, Poesiepädagoge, studierte Theaterwissenschaften. Seit 1964 veröffentlicht er Lyrik, Prosa, Dramatik. 

Häufig bibliophile Drucke in Kleinverlagen, z.B. 

in der Atelier Handpresse:  Das Loch in der Mitte des Kuchens, 1994, Der dickste Hund, 1999 und Affenschaukel (Limericks), 2012

bei BonsaitypArt: Der Turm, 1995, Der Teppich zum Glück, 1996 und Die Bunker bei Port de Miramar, 2002; 
 
in der Corvinus Presse: 11 Limericks, 1999, 11 kleine Limericks, 2004; 
 
im Kulturmaschinen-Verlag der Roman Karneval in X oder Die Macht der Poesie, 2010; 
im Pohlmann Verlag: Der Enkel des Fabrikanten, Roman, 2019
 
zuletzt Kurzprosa bei "Wortflügel": Narren Esel Eulenspiegel. Vom 14. bis zum 21. Jahrhundert, 2020 und Der Fluch. Texte und Grafik gegen den Krieg, 2022. 
 
Mitherausgeber von Zeitschriften und Anthologien. Sein Theaterstück Das Gerät wurde vom Berliner Volkstheater und vom Theater der Autoren aufgeführt (1986/87). 2007 erhielt er den Sonderpreis beim Lyrikfestival Montenegro. Zweimal erste Preise beim internationalen „Landschreiber Wettbewerb“, Münster (Prosa, 2020, Lyrik 2023).
 

EVA-MARIA NERLING


 Geb. 1949 bei Hamburg, in einem baltischen Elternhaus aufgewachsen, nach einer Lehrerausbildung und einem Studium (1973-76) in der HfBK Hamburg in der Meisterklasse von Rudolf Hausner aus Wien entdeckte sie 1985 den Computer als grafisches Hilfsmittel. Sie arbeitete in Verlagen, Satzbetrieben und Agenturen als Setzerin und Layouterin und malte in der Freizeit. Gelegentlich Ausstellungen, zuletzt im Kulturschloss Wandsbek. Für die dortige Bürgerversammlung gestaltete sie viele Male Präsentationen für Gedenkveranstaltungen im Zusammenhang mit Stolpersteinen und schafft bis heute Illustrationen, Buchcover, Plakate und Akzidenzdrucke. Die hier gezeigten Illustrationen sind konsequente Fortsetzung ihres graphischen Werks mit digitaler Unterstützung.
 
 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Deine Meinung? Wir möchten sie lesen!

Frühere Postings

Rezension: Kai Agthe zu "Urknallstaub" von Thomas Rackwitz

  Falter formen sich aus Urknallstaub   Am 11.April 2024 erschien die Rezension von   Kai Agthe zum Band "Urknallstaub" von Thoma...