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Verlag der 9 Reiche

Sonntag, 25. Mai 2025

Florian Birnmeyers Kommentar bei "Signaturen"

Florian Birnmeyer: 

Äther_Gedanken 1 & 2: Ich würde mir wünschen

 
 
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Äther_Gedanken: Ich würde mir wünschen...

 

Ich wünsche mir, dass es aufhört. Dieses ewige Kämpfen.
Ich habe mich immer irgendwie durchgewurschtelt – aus Verzweiflung, nicht aus Überzeugung.
Wenn man hundertmal, vielleicht circa tausendmal epileptisch gezuckt hat, sieht man das Leben anders.
Man verliert seine Ambitionen, den Ehrgeiz.
Man will nicht mehr hoch hinaus, nur noch durchkommen.
Man hat keine Lust mehr, sich hervorzutun.
Was bleibt, ist das Schreiben. Der innere Ausdruck.
Das letzte Stück Ambition, das mir geblieben ist.

Ich drücke aus, was in mir vorgeht. Aber eigentlich tue ich es mehr für mich selbst als für andere. Und doch auch für andere.
Am Ende, denke ich, erreicht man die anderen vielleicht gar nicht so, wie man immer denkt.
Kommunikation ist immer ein Versuch – ob er gelingt, ist eine offene Frage.
Wir teilen unsere Gedanken mit – sie kommen an oder auch nicht.

Die Echokammern begannen nicht erst mit den sozialen Medien.
Wir schreien, schicken, senden und werfen unsere Gedanken voller Verve in den Äther

aber niemand hört sie wirklich. Wir scrollen weiter, schauen das nächste Bildchen an, sind bereits beim nächsten Video.
Das „kom“ in „Kommunikation“ trügt.
Wie Funkmasten, die senden, ohne dass die Signale sicher ans Ziel gelangen.

Und dann sind da noch die, die Angst vor der Strahlung haben,
vor dem Verstrahltwerden durch Elektrosmog.
Die Verschwörungstheoretiker, die die Wissenschaft, Literatur und Kunst ablehnen.
Ich könnte dazu noch weiterschreiben.
Aber ich will mich nicht mit Menschen auseinandersetzen,
die die Vernunft verlassen haben.

Am Ende wird uns die Vernunft retten
wenn wir uns auf das besinnen,
was uns einst schon einmal aus der Dunkelheit ins Licht geführt hat.
Ich berufe mich auf die Aufklärung, die aus der Renaissance hervorging.
Den Humanismus, den Glauben an etwas Höheres, der im Grunde auch etwas Religiöses in sich trägt.
Doch bevor das geschehen kann,
müssen wir wohl die Zähne zusammenbeißen.
Mit oder ohne Knirschschiene.
Es wird Nacht, schaltet die Handyleuchte ein.

 

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